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Gefährlicher Pelz: Das Risiko einer neuen Pandemie steigt



VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz

25.09.2024, Mit den kühleren Temperaturen kehren wärmere Kleidungsstücke zurück. Dazu gehören auch Pelze. Trotz rückläufiger Zahlen zur Pelzproduktion aus dem vergangenen Jahr, die den jahrelangen Abwärtstrend der Branche bestätigen, gibt es in Europa und weltweit immer noch Pelzfarmen. Von diesen geht eine ernsthafte Bedrohung aus, wie eine aktuelle Studie herausfand: Insgesamt 36 neue Viren wurden entdeckt, darunter die Coronavirus-Variante HKU5, die für den Menschen noch gefährlicher sein könnte als COVID-19. Weiter wurden zwei unbekannte Varianten des Vogelgrippevirus identifiziert, die 2023 zu einer Massentötung von einer halben Million Nerzen in Finnland geführt haben. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN fordert, Pelzfarmen in der EU sowie den Import von tierquälerisch erzeugten Pelzprodukten in der Schweiz zu verbieten.


Kürzlich wurde in der Fachzeitschrift Nature eine Studie veröffentlicht, in der Wildtiere wie Nerze, Füchse und Marderhunde untersucht wurden, die zwischen 2021 und 2024 auf Pelztierfarmen in China an Krankheiten gestorben waren. Die Ergebnisse sind alarmierend: Bei den 461 untersuchten Wildtieren wurden insgesamt 125 verschiedene Viren entdeckt, von denen 36 für die Wissenschaft neu waren. Bei etwa einem Drittel (39) der Viren besteht sogar ein hohes Risiko einer artenübergreifenden Übertragung, einschliesslich Zoonosen, d. h. einer Übertragung auf den Menschen. Besonders besorgniserregend ist, dass die Coronavirus-Variante HKU5, die ursprünglich nur bei Fledermäusen nachgewiesen wurde, bei zwei Nerzen aus demselben Betrieb gefunden wurde. Diese stachen in der Studie neben den Marderhunden besonders hervor, da bei beiden Arten die grösste Anzahl potenziell risikoreicher Viren festgestellt wurde.

Thomas Pietsch, Leiter des Bereichs Wildtiere in der Textilindustrie bei VIER PFOTEN, sagt: «Wildtiere auf Pelzfarmen sind ein ideales Reservoir für Krankheitserreger. Nerze, Füchse und Marderhunde sind auf so engem Raum zusammengepfercht, dass sie sich oft nicht einmal umdrehen können. Zwischen den Käfigen befindet sich kein fester Boden, sondern ein Drahtgeflecht, durch das Fäkalien und Flüssigkeiten auf die darunter gehaltenen Tiere fallen. So können sich Viren leicht unter den Tieren ausbreiten.» Die Frage sei nicht, ob ein tödliches Virus auf den Menschen überspringt, sondern wann. Es sei äusserst beunruhigend, dass sich Coronaviren zwischen den Arten hin- und herbewegen. «Wir müssen diese wissenschaftlichen Erkenntnisse für die künftige Prävention nutzen und die Ursachen bekämpfen. Nur ein vollständiges Verbot von Pelzfarmen in Europa und darüber hinaus kann die rasche Ausbreitung von Viren stoppen und die nächste tödliche Pandemie verhindern», betont Pietsch.

Pelz: Produktion und Akzeptanz in der Bevölkerung gehen seit Jahren zurück

Polen ist der grösste Pelzproduzent Europas. Im Jahr 2021 wurden 4,5 Millionen Nerz- und Fuchspelze hergestellt. Im Jahr 2023 ist die Stückzahl auf drei Millionen gesunken. Auch Finnland zählt zu den grössten Pelzproduzenten der EU. Während im Jahr 2021 noch 1,75 Millionen Fuchs- und Nerzpelze produziert wurden, waren es im Jahr 2023 lediglich 690‘000 Stück. Grund dafür ist neben dem wachsenden Bewusstsein in der Bevölkerung und dem daraus resultierenden Nachfragerückgang auch eine Tragödie, die sich 2023 ereignete. Im vergangenen Jahr wurde Finnland von einer Vogelgrippe-Epidemie heimgesucht, die zur Massentötung von fast 500‘000 Wildtieren in Pelzfarmen führte. Eine barbarische Lösung, die hätte verhindert werden können, wären diese Farmen geschlossen worden, wie es bereits seit langem international gefordert wird.

Auch die Bevölkerung des skandinavischen Landes lehnt die grausame Pelzproduktion immer mehr ab. Während 2022 noch 46% der finnischen Bevölkerung Pelzfarmen befürworteten, waren es 2024 nur noch 39%. «Angesichts der schockierenden Bilder von unzähligen toten Tieren ist es nicht verwunderlich, dass sich die öffentliche Meinung immer mehr gegen diesen brutalen Handel wendet. Es ist an der Zeit, dass die politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger diesem Beispiel folgen», fordert Thomas Pietsch.

Auch in der Schweiz tut sich etwas

Obwohl es in der Schweiz keine Pelzfarmen gibt, trägt die Schweiz dennoch dazu bei, dass weiterhin Pelzfarmen in Europa und weltweit betrieben werden, denn der Import von Echtpelz in die Schweiz ist nach wie vor erlaubt. Dies könnte sich jedoch bald ändern. Der Bundesrat erkannte den dringenden Handlungsbedarf und möchte dem Anliegen der momentan hängigen Initiative, die ein Importverbot von tierquälerisch erzeugten Pelzprodukten fordert, Rechnung tragen. Er formulierte einen indirekten Gegenvorschlag zur Initiative. Die entsprechende Vorlage soll im Sommer 2025 dem Parlament vorgelegt werden.

Hintergrund

Obwohl die Schweiz frei von Pelzfarmen ist, dürfen Pelzprodukte eingeführt werden. Zwar müssen die hierzulande verkauften Pelzprodukte seit 2013 eine Herkunftsdeklaration aufweisen, doch funktioniert die Kennzeichnung nur unzureichend. Das zeigen die jährlichen Kontrollen vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. VIER PFOTEN fordert deshalb ein Importverbot von tierquälerisch erzeugten Pelzprodukten.

Die Europäische Union ist weltweit eine der wichtigsten Regionen für die Pelzproduktion. Jedes Jahr werden Millionen von Tieren (hauptsächlich Nerze, Füchse und Marderhunde) legal in kleinen Maschendrahtkäfigen eingesperrt und getötet, um unnötige, leicht austauschbare Pelzartikel zu produzieren. Es ist an der Zeit, diese grausame Praxis endlich zu beenden, indem ein EU- weites Verbot der Pelztierzucht eingeführt wird. Ende 2023 hat die Europäische Kommission die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beauftragt, ein wissenschaftliches Gutachten über das Wohlergehen von Tieren, die zur Pelzgewinnung gezüchtet werden, zu erstellen und bis März 2025 vorzulegen.

Derzeit haben bereits 19 Mitgliedstaaten die Pelztierzucht aus Gründen des Tierschutzes und der öffentlichen Gesundheit ganz oder teilweise verboten oder streng reguliert.

Im August 2024 hat der Modegigant Max Mara, nach einer erfolgreichen Kampagne von VIER PFOTEN und anderen Tierschutzorganisationen unter dem Dach der Fur Free Alliance (FFA), die in über 35 Ländern weltweit aktiv ist, angekündigt, auf Pelz zu verzichten. Die italienische Modemarke reiht sich damit in die Liste der weltweit grössten Modehäuser ein, die bereits pelzfrei sind, darunter Dolce & Gabbana, Saint Laurent, Valentino, Prada, Gucci, Versace, Alexander McQueen, Balenciaga und Armani.

Medienkontakt:

Oliver Loga
Press Manager Schweiz
VIER PFOTEN Stiftung für Tierschutz
Altstetterstrasse 124
8048 Zürich
Tel. +41 43 311 80 90
presse@vier-pfoten.ch
www.vier-pfoten.ch



Über VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz:

VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen.

Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.



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Quellen:
  HELP.ch

Weitere Informationen und Links:
 VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz (Firmenporträt)

 Artikel 'Gefährlicher Pelz: Das Risiko einer neuen Pandemie steigt...' auf Swiss-Press.com





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